Inline: Mitteldeutscher Skatingcup

Mitteldeutscher Skating Cup – Osiecznica-Waldmarathon zum Zweiten

Bereits zum zweiten Mal wurde am 28.Juni ein MSC Rennnen in dem polnischen Ort Osiecznica, welcher ca
50 km hinter dem Grenzübergang Görlitz liegt, ausgetragen.

7 Wettkämpfer des EVD waren diesmal mit am Start. Laura Neumann, Heiko Scherer und meine Wenigkeit als „Wiederholungstäter“, sowie Dana Hildebrand, Dietmar Ottenwälder, Stefan May und Jan Rohleder. Als Gast vom Skiclub Cottbus begleitete uns Nico Martin.


Während wir im vorigen Jahr bei schönstem Sommerwetter optimale Wettkampfbedingungen vorfanden, verhieß schon auf der Hinfahrt der Blick zum Himmel nichts Gutes und einige Regenschauer auf der Autobahn heizten die Diskusionen über das richtige Rollensetup noch zusätzlich an.

Pünktlich vor Ort hatten wir dann noch genügend Zeit für eine kurze Streckenbegehung, nach welcher wir dann festlegten, dass,obwohl die Straßen noch feucht,dennoch keine Regenrollen von Nöten wären.Da es, trotz schlechter Prognosen, auch nicht mehr regnete und die Straßenverhältnisse im Verlauf des Rennens immer besser wurden, war dies auch die richtige Entscheidung!

Nachdem im vorigen Jahr das Rennen von den deutschen Sportlern regelrecht dominiert wurde, hat man sich vermutlich in Polen diesmal entschlossen eine Scharte auszuwetzen und die polnische Elite an den Start geholt.

Dass Rennen war gleichzeitig Kampf um die polnische Meisterschaft!

So ließen die polnischen Eisschnellläufer Witold Mazur und die Brüder Gwadera dem Vorjahressieger Heiko Klippstein, der sich diesmal mit Platz 6 zufriedengeben mußte, keine Chance.

Zumindest konnte sich Klippstein im Verfolgerfeld halten, während Mazur unserer Gruppe schon an der Halbmarathonwende im Alleingang entgegenkam und seinen Vorsprung auch offensichtlich bis ins Ziel verteidigte.

Bei den Frauen konnte Sandy Dinort (TSSC Erfurt) das polnische Siegertriple vereiteln, indem sie auf den zweiten Platz fuhr. Siegerin wurde – auch hier kein unbekannter Name – Paulina Kowalik (UKS Orlica Duszniki Zdroj). Wobei Ihre gefahrene Zeit vermuten lässt, dass sie in einer Männergruppe ins Ziel kam und nach unserem Reglement disqualifiziert worden wäre.

Womit wir auch schon beim Hauptkritikpunkt angelangt wären.

Ein Rennen mit dem Anspruch auf eine Nationale Meisterschaft sollte doch zumindest die Kriterien der Internationalen Rollsportregeln einhalten:

– getrennte Starts Männer/Frauen

– Trennung von Lizenz und Hobbyskatern

– Anwesenheit von Schiedsrichtern usw.

Scheinbar hat man sich aber zumindest die Mühe gemacht, die Strecke noch einmal zu vermessen!

Nicht gering war nämlich die Verwunderung der „Osiecznica-Veteranen“ als die Strecke, die bis zum Start zurückgelegt werden musste, ca. 1,5 km länger war als im vorigen Jahr! Damit relativieren sich also auch die damals erreichten „Bestzeiten“ ;)!

Der Start selbst gestaltete sich wieder ziemlich chaotisch (das waren wir ja vom letzten Jahr gewöhnt) da man von überambitionierten polnischen Skatern auf Fitness- bzw. sogar Aggressivskates(!) behindert wurde. Sprachprobleme vereitelten logischerweise die Kommunikation und überaus nett anzusehende polnische Ladys drängelten sich, mit hinreißendem Lächeln, auch noch in die engste Lücke vor unseren Skatern. Na gut – man war ja Gast und die Chance auf einen Sieg doch eher gering.

500 m nach dem Start versuchte man doch tatsächlich das Feld noch einmal anzuhalten (wer das Dresdner Nachtskaten kennt, weiß ja wie das funktioniert 🙂 ) – nach dem Rennen wurde dann von einem Fehlstart gemunkelt. Folgerichtig kam es dabei zu den ersten Stürzen. Mit unter den Gestürzten war auch Antje Dometzki (TSSC Berlin) eine der deutschen Favoritinen.

Trotz allem gelang es den Dresdner Skatern, außer Stefan May, welcher es schaffte in einer der Spitzengruppen unterzukommen, schlußendlich doch gemeinsam in einer Gruppe zu landen. Von vernünftiger Gruppenarbeit konnte allerdings immer noch keine Rede sein, da unsere polnischen Sportfreunde (…wir kannten es ja vom letzten Mal – damals wurde Heiko „abgeräumt“) vom Fahren in der Gruppe offensichtlich keine Ahnung hatten. Es wurde gehackt was das Zeug hielt und ein lustiges „Bäumchen wechsel dich Spiel“ – rein in die Gruppe; raus aus der Gruppe, ich halt mich mal an Dir, ein ander mal an Deiner Flasche fest – begann. Ohne Rücksicht auf Verluste – es herrschte Krieg. Dementsprechend oft hörte man auch das berüchtigte kratzende Geräusch der Gestürzten hinter sich,beziehungsweise sah man den einen oder anderen mit full speed im Wald verschwinden.

Die Erfahrung, dass ein Teil der polnischen Sportfreunde nicht in der Lage ist sich die Kraft einzuteilen sondern am Anfang voll am Limit fährt um dann am ersten Hügel gnadenlos einzubrechen haben wir ja voriges Jahr schon machen dürfen, dass wäre ja an sich nicht schlimm – wenn sie beim Einbruch am Berg nicht auch noch die sowieso schon schmalen Wege nebeneinander skatend für den Rest der Gemeinde dichtmachen würden. Dietmar hatte das Glück in so einem Moment mit einer kleinen Gruppe vorn zu sein und er konnte somit in einer seinem Leistungsvermögen angemessenen Gruppe beruhigt dem Ziel entgegenfahren. Einen erfolgreichen gemeinsamen Ausreißversuch starteten später auch Nico Martin (Skiclub Cottbus) und Jan Rohleder.

Blieben also noch Dana, Laura, Heiko und ich. Wir hatten es nun wenigstens geschafft uns im vorderen Teil der ca 40 Mann starken Gruppe zu postieren und haben folgerichtig auch den Mammutanteil bei der Führungsarbeit übernehmen müssen.Was mir persönlich lieber war als ständig der Gefahr von Stürzen ausgesetzt zu sein! Da nach der ersten, tendenziell abschüssigen Hälfte der Strecke (laut Polar Höhenmessung gings 68 Höhenmeter abwärts und 72 waren Anstieg) nun langsam die Kletterfähigkeiten gefragt waren und ich die letzten Kilometer vom vorigen Jahr noch bestens in Erinnerung hatte, leistete ich auf diesen auch fast komplett allein die Führungsarbeit und versuchte das Tempo konstant hoch zu halten – mit dem Erfolg die Gruppe auch wirklich deutlich zu reduzieren (für Insider: auch unser Freund >Lucky Rider< musste abreißen lassen 😉 ). „Belohnung“ dafür war natürlich, dass mich dann auf der anschließenden Zielabfahrt die restlichen ca. 12 Mann überholten und ich als Gruppenletzter die Ziellinie überquerte.Pech hatte auch Dana, die auf dem letzten Kilometer noch zu Fall gebracht wurde. Gute Besserung!!!

Der Ehrlichkeit halber sollte man aber nicht unerwähnt lassen, dass man, trotz aller Kritikpunkte, diesem Rennen auch positive Aspekte abgewinnen kann!

So unorthodox die Fahrweise der polnischen Sportfreunde auch sein mag – sobald der Wettkampf vorbei ist sind die Polen die gastfreundlichsten Leute die es gibt.

Die Streckenabsperrung sucht im Vergleich zu ähnlichen deutschen Veranstaltungen (Burg, Görlitz, Hohenbocka …) ihresgleichen. Als Absperrposten wurden Angehörige der polnische Armee mit Funkgerät vor jeden noch so kleinen Waldweg postiert. Da latscht kein Fußgänger quer vor den ankommenden Sportlern über die Strasse und auch vor plötzlich auftauchenden Autos (oder gar Bussen (!) wie letztes Jahr in Görlitz) muß man keine Angst haben.

Auch die Verpflegung für die Sportler ist im Verhältniss zu der geringen Startgebühr mehr als angemessen! Wo, bitte schön, bekommt man in old Germany, kostenlos warmes Essen (mit der Option zum beliebigen Nachholen!), Kaffee, Kuchen, Bananen … so viel man verträgt!

Ach ja – Siegerprämie für ALLE Podestplätze waren je ein Paar Powerslide C 6 Skates!!!

Mein Fazit – wenn man von vornherein an dieses Rennen als eine Art Kirmesrennen, mit dem entsprechenden Augenzwinkern herangeht und nicht unbedingt auf Meisterehren wert legt, ist Osiecznica durchaus eine Reise wert. Ich werd wohl nächstes Jahr (wenn es mein Schichtplan erlaubt) wieder nach Polen fahren! Vielleicht fällt uns ja auch eine Taktik gegen die „Hacker“ ein. Sind ja noch zwölf Monate bis dahin 😉


Hans-Gerd Heyne

 

Ergebnisse:
Männer

1. Mazur Witold 1:12:40
2. Gwadera Daniel 1:13:43
3. Gwadera Damien 1:13:43

Frauen

1. Kowalik Paulina 1:13:51
2. Dinort Sandy 1:19:08
3.
Gach Sonia 1:19:58

EV Dresden

18. May Stefan 1:16:33
48.
Ottenwälder Dietmar 1:22:27
51. Rohleder Jan 1:23:06
58. Neumann Laura 1:23:18
65. Heyne Hans-Gerd 1:23:27
66. Scherer Heiko 1:23:36
69. Hildebrand Dana 1:24:56 (nach Sturz)