Pechvogel fährt zu Olympischen Spielen

Foto: R. MichaelMaximilian Dziwoki ist einer von 46 deutschen Nachwuchsathleten, die Vancouver als Touristen erleben dürfen.

Das klingt etwas paradox. Aber einer Verletzung verdankt Maximilian Dziwoki möglicherweise seine ersten Olympischen Spiele. Der 15-jährige Eisschnellläufer vom Eislauf-Verein Dresden (EVD) ist im Februar in Vancouver dabei. Allerdings nur als besonderer Tourist.

(Quelle: sz-online.de / A. Hiller)

Foto: R. MichaelMaximilian Dziwoki ist einer von 46 deutschen Nachwuchsathleten, die Vancouver als Touristen erleben dürfen.

Das klingt etwas paradox. Aber einer Verletzung verdankt Maximilian Dziwoki möglicherweise seine ersten Olympischen Spiele. Der 15-jährige Eisschnellläufer vom Eislauf-Verein Dresden (EVD) ist im Februar in Vancouver dabei. Allerdings nur als besonderer Tourist. Möglich macht das der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Der ließ von der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) und der Deutschen Sportjugend (dsj) insgesamt 46 deutsche Nachwuchs-Wintersportler für das Olympische Jugendlager auswählen.

Vereinskollegin tritt Ticket ab

Doch Maximilian Dziwoki war zunächst gar nicht unter den Auserwählten. Dafür seine Klubkollegin Jennifer Bay. Das 18-jährige Talent gilt in dieser Saison aber als heißestes Dresdner Eisen für die Junioren-Weltmeisterschaft in Moskau (12. bis 14. März). Doch der Ausflug nach Vancouver würde die Vorbereitung auf Bays Saisonhöhepunkt erheblich beeinträchtigen. Also sagte die Vierte der Junioren-WM des Vorjahres (Teamwettbewerb) schweren Herzens ab. „Es war schon eine wirklich schwierige Entscheidung für mich, da ich mir die Olympischen Spiele liebend gern angesehen hätte. Ich konnte mich frei entscheiden, musste eine Nacht drüber schlafen und habe das mit meinen Eltern diskutiert“, sagt Jennifer Bay. „Aber nachdem klar war, dass ich dort kaum trainieren kann, habe ich mich für meine Wettkämpfe entschieden, da dieser Winter für meine Zukunft sehr wichtig ist“, sagt die Abiturientin. Jennifer Bay wurde von der Teamleitung um Rat gefragt, wer statt ihrer infrage käme. Die Wahl fiel auf Maximilian Dziwoki. Der Dresdner drückte in seiner Altersklasse dem deutschen Eisschnelllauf nachhaltig seinen Stempel auf. Der heute 1,79 m große Athlet holte sich in den letzten drei Jahren drei deutsche Meistertitel im Vierkampf (zweimal Mehrkampf, einmal Sprint), setzte sich dabei jeweils auf allen vier Strecken als Schnellster durch. „Ich bin Jenni sehr dankbar. Ich hätte mich an ihrer Stelle auch für die Junioren-WM entschieden. Aber ich bin nun sehr stolz, Deutschland in Vancouver auf diese Weise zu vertreten. Ich glaube, das ist eine gute Methode, den olympischen Gedanken an die jungen Sportler weiterzugeben“, sagt der Sprintspezialist. Mit Elisa Lenke (Shorttrack) gehört ein weiteres Dresdner Talent zu den Auserwählten des DOSB.

Schwerer Trainingsunfall

Dass er sich die Entscheidung pro Vancouver relativ einfach machen kann, ist einem schweren Trainingsunfall im November geschuldet. Im Sportforum Berlin-Hohenschönhausen bei der Kaderüberprüfung der deutschen Talente stand Dziwoki in der Coachingzone, als ein Berliner Sportler ungewöhnlicherweise auf der Geraden ausrutschte und mit voller Wucht in die Gruppe prallte. Dziwoki erlitt eine Schnittwunde und Prellungen an der rechten Ferse, die Metallschiene des Berliners hatte den Carbon-Schuh von Dziwoki eingeritzt. Die Dresdner Trainerin Heike Reinwarth erwischte es schlimmer. Sie knallte mit dem Hinterkopf aufs Eis. „Sie erlitt eine Schädelfraktur. Momentan ist sie in der Rehabilitation. Wir hoffen, dass sie Ende Januar wieder bei uns einsteigen kann“, sagte ihr Dresdner Trainerkollege Klaus Knauer. Der verletzungsbedingte Trainingsausfall läutete für Dziwoki schon das Saisonende ein, bevor die Eiszeit richtig begonnen hatte. Momentan läuft der Sachse seiner Form und damit auch der Konkurrenz noch hinterher. Vor zwei Wochen stand Dziwoki in Erfurt erstmals wieder auf Halleneis in einem Wettkampf. Mit für ihn erschütterndem Ergebnis. 40,39 Sekunden lief er über 500 m. Seine Bestzeit aus dem Vorjahr liegt bei 39,84 Sekunden. „Ich habe mich nach dem Rennen geschämt“, sagt er. Ein Zeichen für den Ehrgeiz des Eisflitzers. Diese Tugend könnte durch das
Ticket für Vancouver zusätzlich gefördert werden. „Jeder Nachwuchssportler bekommt Freitickets für sieben Wettbewerbe – Eisschnelllauf ist für mich Pflicht. Aber auch Shorttrack, Biathlon und Freestyle-Sportarten reizen mich“, betont Maximilian. Den vom DOSB abverlangten Eigenanteil in Höhe von 500 Euro übernimmt der EV Dresden für das Talent. „Ich glaube, durch das Erlebnis in Vancouver werde ich danach noch zielstrebiger und ehrgeiziger an mir arbeiten. Die Reise wird mich sicher auch formen“, hofft das Talent.

(Quelle: sz-online.de / A. Hiller)