Ostern

Schöne Feiertage

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück; der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in rauhe Berge zurück…“

In der Hoffnung, dass auch hier bald der Frühling Einzug hält, wünschen wir allen Kufenflitzern der Landeshauptstadt ein frohes Osterfest und viel Spaß beim Eier suchen.

Und wer schon immer einmal wissen wollte, wie die wahre Ostergeschichte lautet, sollte hier weiter lesen.
Die einzig wahre Ostergeschichte
von Gabriele Kiefer

Die einzig wahre Ostergeschichte begann eigentlich zu einer Zeit, als der Hase Georg Oster noch mit dem blauen Bären Usambara um die Welt reiste. Sie fuhren von Gibraltar zum Sauerland, von Tansania in die Mongolei und eines Tages stießen sie sogar bis zum Nordpol vor.

Dort besuchte Hase Georg Oster seine Verwandten, die Schneehasen, während sein Freund, der blaue Bär, einen langen Spaziergang unternahm und dabei eine junge Eisbärendame traf. Martha hieß die Schöne. „Joiii“, rief er sofort bewundernd aus, „eine blütenweiße Bärin mit solch aparten Augen habe ich ja noch nie gesehen.“

Der blaue Bär Usambara begrüßte die junge Eisbärdame stürmisch, seine Arme ruderten wild umher und Martha wisperte erfreut: „Uchidabowo!“ Und sie überreichte ihm einen Fisch. Usambara war begeistert. Schelmisch puffte er sie in die Seite und versuchte sie zu einer Schlittenfahrt zu überreden. Martha nickte auch schüchtern.

Doch da stampfte plötzlich ihr Vater heran. Er war ein großer, alter Eisbär, der zudem in Usambaras Sprache reden konnte. Und er muffelte und knurrte. „Ein blauer Bär?! Bäh! Blaue Bären dürfen nicht mit meiner Tochter spielen“, sagte der Eisbärvater. „Es sei denn, du bringst mir ein außergewöhnliches Geschenk!“
„Ein Geschenk? Für dich?“, staunte Usambara. „Ja. Und es soll die Form und die Farbe der Augen meiner Tochter haben“, sprach der Eisbärvater und – schwupp – zog er Martha hinter seinen Rücken.

Dann verschwand er mit ihr. Nur sein listiges Lachen war noch von weitem zu hören. Denn er hielt Marthas Augen für einzigartig. Die glänzten stets in allen Farben des Nordpols und hatten eine überaus ungewöhnliche Form. Der Eisbärvater war überzeugt, so ein Geschenk würde nie jemand auftreiben können, und blaue Bären schon gar nicht.

Der arme Usambara war natürlich völlig verzweifelt. „Was hat sie denn für Augen?“, fragte ihn Georg Oster, als er später von der Sache erfuhr. „Hat sie große Augen, dicke Augen oder Schlitzaugen?“ „Das weiß ich doch nicht mehr so genau“, platzte Usambara heraus, „sie hat eben schöne Augen, wunderschöne Augen, außergewöhnliche Augen und bunte Augen!“

„Du bist verliebt“, stellte sein Freund Georg Oster fest. „Joiii“, brummte der blaue Bär, „in Afrika habe ich allerdings schon mal was gesehen, das ihren Augen gleicht.“ „Ist ja prima“, strahlte Georg. Denn Georg Oster war ein Freund und Freunde erkennt man daran, dass ihnen keine Mühe zu viel ist. Deshalb sagte Georg Oster auch: „Fahren wir also nach Afrika!“ Und beide begaben sich zu ihrem Reisekanu.

Viele Wochen vergingen, bis die beiden von ihrer Reise zurückkehrten. Sie fuhren über schäumende Meere, trugen das Boot durch unerträglich heiße Steppe und ka-men schließlich im Urwald an. Dort erblickte Usambara endlich, was er gesucht hat-te: Bananen. In allen Farben. Rote Bananen, grüne Bananen und gelbe Bananen. „Joiii“, rief der blaue Bär, „genauso sehen Marthas Augen aus!“ Georg Oster meinte zwar: „Wenn Marthas Augen Ähnlichkeit mit Bananen haben, wären sie wahrhaftig einzigartig auf der Welt.“ Doch Usambara war die ganze Rückfahrt über in so blendender Laune, dass der Hase seinen Einwand nicht mehr wiederholte. Denn für Verliebte ist gute Laune immer wichtig.

Als sie nun wieder an den Nordpol gelangten, erwartete sie bereits der Eisbärvater. „Hee! Blauer Bär! Hast du mein Geschenk?“, fragte er neugierig. Aber dann erblickte er die Bananen und rief entrüstet: „Das ist doch nicht…nein…sollten so etwa die Augen meiner Tochter aussehen????“ Der Eisbärvater hob eine gelbe Banane hoch, dann eine rote und eine gelbe. Anschließend stob er wütend davon.

„Mit der bunten Banane liegst du offenbar total falsch“, seufzte Georg Oster. Er streichelte dem bitter enttäuschten Usambara die Pfoten und tröstete ihn.
„Kannst du dich wirklich nicht an Marthas Augen erinnern?“, fragte Georg. „Sie strahlten wunderschön“, antwortete Usambara und verfiel in ein langes Schweigen. Die Sonne ging schon unter, die Sterne zogen ihr sanftes Licht über den Himmel, da hatte Georg eine Idee.

„Strahlen Marthas Augen vielleicht wie Sterne?“, rief der Hase und sprang auf.
„Schon möglich“, brummte der blaue Bär. Der hase griff sich prompt eine der vielen Bananen und warf sie gen Himmel. Die Banane stieg hoch, immer höher, streifte einen Stern an der Spitze und brachte ihn sicher hinunter zur Erde. Genau vor ihre Füße. „Joiii! Ein Meisterwurf!“, lobte Usambara den Hasen.

„Mal sehen, was der Eisbärvater zu diesem Geschenk sagt“, kicherte Georg.
Fröhlich machten die beiden sich mit ihrem strahlenden Stern auf den Weg zu dem alten Nörgelbär. Der bekam fast einen Herzinfarkt. „Beleidigung“, tobte er, „so zackig sollen die Augen meiner Tochter aussehen…Bäh!“ Der Eisbärvater lärmte dermaßen laut, dass selbst Martha sich mit ihrer Nasenspitze aus dem Iglu wagte.

Sprachlos starrte Georg sie an. Derweil schimpfte der Eisbärvater noch mit Usambara. „Wag dich nicht mehr vor meine Tür!“ Damit durften sie gehen.
Auf dem Heimweg grübelte Georg Oster lange. „Ähm…na ja…sie hat Augen wie…bunte Eier“, brüllte er plötzlich. „Hmmh. Stimmt. Aber das ist nun auch einerlei“, stöhnte Usambara. „Ich habe Hausverbot. Nie wieder darf ich mich in ihre Nähe wagen, mein Herz bricht entzwei, hilf mir, Georg!“

„Und ob ich dir helfe“, rief Georg Oster, „erst bemalen wir die Eier und dann legen wir sie dem Grummelbären irgendwohin, sodann er sie finden muss!“ Gesagt, getan. Eier, Pinsel, Farbe waren schnell besorgt und emsig bemalten sie die Eier strahlend bunt – ganz wie Marthas Augen. Sie versteckten noch im Morgengrauen die kleinen Kostbarkeiten, überall legten sie bunte Eier hin – da vernahm sie auch schon die polternden Schritte des Eisbärvaters. Als der nun das erste Ei sah, staunte er: „Das gibt“s doch nicht! Bunte Eier! Auf dem Nordpol?“

Und von Ei zu Ei grummelte er :“Das gibt“s doch nicht. Sie sehen tatsächlich aus wie Marthas Augen! Ob der blaue Bär…???“ Dabei verschwand ein Ei nach dem anderen in seinem Beutel. Beim letzten Ei allerdings wartete Usambara. „Joiii, Eisbärvater! Gefallen Ihnen meine Geschenke?“, fragte Usambara, der sich das Grinsen kaum verkneifen konnte.

Doch der Eisbärvater drehte sich um und rief: „Marthaaaa! Da will jemand mit dir spielen!“ Dann tapste der Eisbärvater weiter seines Weges.

Was noch zu sagen bleibt: Usambara und Martha fuhren noch viele Schlittenpartien, sie wurden unzertrennlich und Georg Oster verließ die Verliebten. Aber weil Georg Oster immer schon ein Plappermaul war, trug er die Geschichte rund um die Welt. Seitdem verstecken die Menschen allerorts zu dieser Zeit Eier als Geschenk für ihre Lieben und benennen sie auch wahrheitsgetreu nach ihrem Erfinder „Ostereier“.